Ein halbes Jahr ist es bereits her, dass der Lockdown ausgerufen wurde. Plötzlich war alles anders. Angst machte sich breit: Angst um die eigene Gesundheit. Angst um den Job. Angst um die Zukunft. Viele von uns hatten plötzlich einen komplett neuen Alltag: Im Homeoffice. In Kurzarbeit. in Mehrarbeit. Die Einen spürten von heute auf morgen, was es bedeutet, allein zu sein und waren einsam. Die Anderen hatten endlich wieder mal Zeit für die Familie. Die Situation stellte sich für jeden anders da. Wir saßen nicht alle in einem Boot, aber wir haben alle denselben Wind der Veränderung gespürt.
Intensive Gefühle wie Angst, aber auch Freude, Liebe, Wut oder Enttäuschung, lassen uns spüren, dass wir lebendig sind. Insbesondere Angst aber macht uns bewusst, dass alles auf der Welt endlich ist. Auch wir selbst. Und schwubs spüren wir den Drang unser Leben zu ändern bevor es zu spät ist. Wir reflektieren das Sein bis zum jetzigen Punkt und machen uns klar, worauf wir eigentlich mehr achten sollten, was wir eigentlich öfter tun sollten und was wir eigentlich in Zukunft besser lassen sollten. Alles mit dem Ziel, endlich ein Leben nach der eigenen Vorstellung, selbstbestimmt zu leben.
Vorhaben entstehen aus der Wahrnehmung der eigenen (aktuellen) Bedürfnisse, der Bewusstmachung von dem, was wir uns wünschen. Doch kommt der Alltag zurück, sind viele von uns wieder sehr empfänglich für die Bedürfnisse ihres Umfeldes. Wir lassen uns Aufträge geben, rackern uns ab, um diese bestmöglich zu erfüllen und vergessen uns selbst dabei. Von der Erfüllung der eigenen Bedürfnisse ist keine Spur mehr. Schließlich möchten wir nicht egoistisch, sondern lieber als fürsorgender Partner, Kollege oder Freund von anderen wahrgenommen werden. Vor allem Menschen mit einem geringen SelbstWERTgefühl vernachlässigen die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse und definieren ihren Wert über die Erfüllung der Bedürfnisse anderer.
Die Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse ist aber vor allem eins: Selbstfürsorge! Wer dauerhaft die eigenen Wünsche und Bedürfnisse ignoriert, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit krank. Am häufigsten werden übrigens Bedürfnisse wie Entspannung/ zur Ruhe kommen und Unterstützung ignoriert. Stress und fehlende Unterstützung stehen in direktem Zusammenhang mit deinem psychischen und physischen Wohlbefinden!
Die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und für sie einzustehen, gelingt am Besten, wenn wir uns Momente in Erinnerung rufen, in denen wir intensive Gefühle erlebt und den Wind der Veränderung gespürt haben. Es gibt ein schönes Sprichwort, das heißt "Jeden Tag fängt der Rest unseres Lebens an!" Genau genommen, nicht nur jeden Tag, sondern jeden Momente, jede einzelne Sekunde beginnt der Rest deiner eigenen Zukunft, Und nur du allein entscheidest darüber, wie diese aussehen wird. Durch dein Fühlen. Durch dein Denken. Durch dein Handeln.
Veränderung ist niemals leicht. Und schon gar nicht bequem. Dann wäre es keine Veränderung. Es ist vielmehr ein Prozess mit Höhen und Tiefen, der viel Mut erfordert, wo du ein Risiko eingehen musst. Und dennoch gibt es mehr als Schwarz und Weiß: Du musst dich nicht gleich von deinem Partner trennen, wenn du dir mehr Unterstützung wünschst. Du musst nicht direkt deinen Job kündigen, wenn du mit etwas unzufrieden bist. Es geht vielmehr darum, deine Bedürfnisse zu erkennen und deine Bedürfnisse überhaupt zu äußern, damit du nach Lösungen suchen kannst, statt alles einfach geschehen zu lassen und in deinem eigenen Leben weiter der stille Beobachter zu sein.
Es ist nie zu spät, neu anzufangen und dir ein Bild von deiner Zukunft zu erschaffen. Und der erste Schritt ist wie immer die Bewusstmachung!
Herzlichst
Svenja Lotze